Sonntag, 4. Oktober 2015

Besuch aus der Tiefsee


Schnabelwale sind faszinierende Tiere. Sie durchstreifen die Ozeane, küstenfern jenseits des Kontinentalschelfs und jagen bis in Tiefen von über 1000 m Tintenfische. Die Rücken der Männchen sind übersät mit langen Narben, die sie sich im Kampf mit Rivalen mit ihren langen Hauern zufügen (daher auch der weitere gebräuchliche Name Zweizahnwale). Über viele der weltweit 21 Arten weiß man nur, dass sie extrem selten sein müssen, eine, den Bahamonde Zweizahnwal, kennt man bis heute nur über zwei gestrandete Expemplare und einige Kieferknochen. Viele Arten sind sich zudem sehr ähnlich und bei den meist kurzen Beobachtungen auf See praktisch nicht bestimmbar. 
So war es eine Sensation als vergangene Woche die Nachricht über einen Sowerby's Zweizahnwal die Runde machte, der sich in einer flachen Bucht bei Wismar aufhielt und von zwei Anglern aus flachem Wasser gerettet und wieder in sichere Tiefe geleitet wurde. Sogar der club300 machte eine Ausnahme und verbreitete die Beobachtung des federlosen Flossentiers. Zunächst schienen die Nachsuchen noch verhalten, sind Wale doch für ihr unberechenbares Auftreten berühmt berüchtigt doch bald zeigte sich, dass der Sowerby's Zweizahnwal wohl gedachte zu verweilen und ein Waltourismus nahm Fahrt auf, dem auch ich an diesem sonnigen Oktoberwochenende gefolgt bin.
Beim Eintreffen an der Wohlenberger Wiek bot sich mir ein beeindruckendes Bild. Volksfestatmosphäre am Strand, über 100 Menschen blickten gebannt auf das Wasser, Familien mit Kindern, Paare Arm in Arm, einige Birder auf Abwegen, eine Gruppe Rentner, ganz Mecklenburg schien versammelt. Eine Frau mit Spektiv unter dem Arm und Fenglas in der Hand war dem Tier im kalten Wasser der Ostsee gut 100 m entegegengelaufen. Auf dem Wasser setzte sich das Bild fort: Segelboote, ein Trimaran, drei Männer mit Angel, die versuchten den Wal mit Fischen zu füttern, ein Stand Up Paddler und ein Kajak wollten dem Wal ganz Nah sein.
Volksfestathmosphäre am Strand.
Und der Wal liess nicht lange auf sich warten. Zunächst war einige Male nur kurz der dunkle Rücken mit der weit hinten ansetzenden Dorsalfinne sichtbar doch bald zeigte er akrobatische Luftsprünge, schlug mit der Fluke auf das Wasser und ließ es kräftig Spritzen. Von den zahlreichen Booten schien der Wal ziemlich unbeeindruckt und von den Paddelbooten sogar recht fasziniert und folgte diesen teilweise.
   









 Auch wenn ich das Verhalten der Bootsführer teilweise ziemlich daneben fand so freute ich mich darüber welche Begeisterung der seltene Gast ausgelöst hat und wie viele Menschen den Weg an den Strand gefunden hatten. Die Bestimmung des Tieres wäre bei kurzer Beobachtung allerdings wirklich eine Herausforderung. Zwar ist die sehr weit hinten ansetzende Rückenflosse auffällig und wohl für alle Schnabelwale typisch aber dann wird es schwierig. Lediglich auf Fotos lässt sich der lange Schnabel und das dunkel abgesetzte Auge erkennen. Bleibt zu hoffen, dass sich der Wal, nachdem er sich an den Heringen in der Wohlberger Wiek satt gefressen hat, wohlbehalten wieder in den Atlantik zurückfindet. Bis dahin stay tuned Euer Felix







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