Dienstag, 10. Februar 2015

Vögel füttern aber richtig

Viele werden das Buch von Prof. Peter Berthold kennen und ich habe schon manchen amüsierten Kommentar über den Inhalt gehört ob der empfohlenen Futtermengen. Begnügen wir uns doch hierzulande traditionell mit einigen Meisenknödeln am Fensterbrett oder einigen staubigen Haferflocken, die wöchentlich ins handgeschnitzte Futterhäuschen im Vorgarten gestreut werden. Wer mit diesem Hintergrund in die USA reist, dem werden die Augen übergehen. Vögel füttern ist Volkssport und wie so oft denken Amerikaner in anderen Maßstäben. Im Januar hatte ich das Vergnügen die Chiricahua Mountains im Süden von Arizona besuchen zu können. Im beschaulichen Dorf Paradise am Fuß der Berge liegt das George Walker House. Die Hausherrin füttert begeistert Vögel was ihr sogar einen Eintrag in A Birder's Guide to Southeast Arizona einbrachte. Aber sie liebt nicht nur ihre Gefiederten Gäste sondern ist auch eine wundervolle Gastgeberin für tausende Birder, denen sie jedes Jahr ihre Gartentür öffnet. Gemeinsam mit ihren beiden verschmusten Bulldoggen saß ich gut eine halbe Stunde auf ihrer Veranda und wartete auf die Juniper Titmouse, die hier regelmäßig zu beobachten ist. Ein mausgrauer Ball aus Federn mit schwarzen Kulleraugen und einer kecken Federhaube ähnlich wie bei einer Haubenmeise. Das Warten war kurzweilig denn ständig sprangen Schaaren von Mexican Jays im Garten herum und vier verschiedene Spechtarten schleckten von der Erdnussbutter. Irgendwann flitzte auch die erhoffte Juniper Titmouse ans Futterbrett und schnappte sich einen Sonnenblumenkern. Der Pegel in den Futterspendern sank schnell und ich fragte meine Gastgeberin wieviel sie denn so im Jahr verfüttern würde. Sie wusste es genau denn sie führt Buch darüber schließlich kann sie Vogelfutter von den Steuern absetzen. Leider habe ich nicht mitgeschrieben und so kann ich hier nur die etwas veralteten Angaben von ihrer Webseite aus dem Jahr 2008 zitieren:
  • 175 kg Zucker
  • 557 kg Sonnenblumenkerne
  • 327 kg Distelsamen
  • 60 kg Erdnusbutter
  • 60 Rinderspeckschwarten
  • 27 kg Maismehl
  • 39 kg Marmelade
  • 67 kg Orangen
Ganz beachtlich befand ich.

Mexican Jays futtern die Reste von 557 kg Sonnenblumenkernen am Georg Walker House in Paradise, AZ.


Wenige Tage später saß ich im Garten der leider 2009 verstorbenen Mrs. Marion Paton im verschlafenen Ort Patagonia, die hier zusammen mit ihrem ebenfalls verstorbenen Ehemann Mr. Wally Paton in den 1970er Jahren begann Vögel zu füttern. Besonders Kolibris. Es sprach sich herum, dass der Garten der Patons der beste Ort in den USA ist um den so seltenen wie hübschen Violet Crowned Hummingbird zu beobachten. Unzählige Birder aus der ganzen Welt haben ihren ersten Violet Crowned hier gesehen. Der Andrang war so groß, dass sie ihre Gartenpforte einfach permanent offen stehen ließen und es jedermann gestatteten ohne sich vorzustellen einfach ums Haus in den Hintergarten zu laufen und sich an den Kolibries zu erfreuen. Nach dem Tod der Patons erwarb die Tucson Audubon Society mit finanzieller Unterstützung tausender Vogelfreunde das zwischenzeitlich als Important Bird Area ausgewiesene Anwesen. Man stelle sich vor, der NABU würde eines Tages Spenden Sammeln um das Futterhäuschen von Prof. Peter Berthold zu erwerben und dieses würde anschließend als EU Vogelschutzgebiet ausgewiesen. So führt jetzt die Tucson Audubon Society im Patons Center for Hummingbirds die Tradition der verstorbenen Wally und Marion Paton fort. War ich im Garten des George Walker Hauses in Paradise der einzige Gast so drängte sich hier ein gutes dutzend Vogelfreunde um die Futterstellen. Einige von ihnen traf ich zwei Tage später an einer anderen gewaltigen Futterstelle im Madera Canyon wieder. Vermutlich gibt es eine nicht so kleine Zahl von Vogelbeobachtern in den USA, die ausschließlich an solchen Futterstellen beobachten und noch nie einen Wald von innen gesehen haben. Bei einer Gartenliste von 212 Arten alleine auf dem Grundstück der Familie Paton vielleicht auch keine so schlechte Idee.

Winter ist zugegeben nicht die beste Zeit für Kolibris in Patons Yard. Immerhin harrten einige Anna's Hummingbirds aus und labten sich am Zuckerwasser.


Aber nicht nur Privatleute füttern was das Zeug hält auch an Info Zentren in Naturschutgebieten, Naturparks und Wildlife Refuges gehört ein ordentliches Angebot an Futterspendern zum Pflichtprogramm. Nur in den Nationalparks gibt es sowas nicht denn was den Nationalparkgedanken als die Idee der vom Menschen völlig unbeeinflussten Natur angeht das ist man in Amerika sehr exakt. Und so sehr ich die kurzweilige Zeit im Garten der Patons und auf der Veranda des George Walker Hauses genossen habe muss ich doch sagen, dass eine Wanderung durch den Yosemite Park auf der Suche nach Williamson's Sapsucker und White-headed Woodpecker mich mehr erfüllt hat.
Ja das waren meine Abenteuer an Amerikas Futterhäuschen. Wie sieht es bei Euch aus? Habt Ihr ein Futterhäuschen oder verfolgt ihr ganz den Nationalpark Gedanken? Lasst es mich wissen bis zum nächsten Post. Bis dahin stay tuned Euer Felix